Wer nach einem Kokainkonsum zur MPU (Medizinisch-Psychologische Untersuchung) muss, steht vor einer wichtigen Frage: Wie lange muss die Abstinenz nachgewiesen werden?
Die Beurteilungskriterien (BK 3.0) geben klare Vorgaben: In vielen Fällen sind 12 Monate Abstinenz ausreichend, aber unter bestimmten Umständen kann auch eine längere Abstinenzzeit von 15 Monaten gefordert werden.
In diesem Beitrag erfährst du, welche Eingangskriterien erfüllt sein müssen, damit eine 12-monatige Abstinenz für eine positive MPU reicht.
1️⃣ Kein früherer Rückfall oder erfolgloser Abstinenzversuch
📖 BK 3.0 – Kapitel D 2.4 N (Kriterium 7)
„Hatte sich der Klient bereits vor und während einer ambulanten Maßnahme über einen längeren Zeitraum zu Drogenabstinenz entschlossen, beträgt der Zeitraum der Drogenabstinenz nach Abschluss der Maßnahme in der Regel noch ein halbes Jahr. Der letzte Drogenkonsum überhaupt liegt nachweislich länger als ein Jahr zurück, mindestens jedoch 15 Monate zurück.“
✅ 12 Monate reichen aus, wenn:
- Du das erste Mal eine dauerhafte Abstinenzphase begonnen hast und keinen Rückfall hattest.
❌ 15 Monate sind notwendig, wenn:
- Du bereits früher versucht hast, abstinent zu leben, aber wieder konsumiert hast.
- Deine letzte Abstinenzphase gescheitert ist.
Warum?
Ein früherer Rückfall zeigt, dass die Verhaltensänderung noch nicht ausreichend stabil war – deshalb wird eine längere Abstinenzzeit verlangt.
2️⃣ Kein regelmäßiger oder langjähriger Konsum
📖 BK 3.0 – Kapitel D 2.1 N (Kriterium 2)
„Es liegt eine Substanzkonsumstörung vor, die sich durch das Vorliegen von Merkmalen aus zwei der in Kriterium D 1.2 N genannten Bereiche zeigte.“
✅ 12 Monate reichen aus, wenn:
- Der Konsum nur gelegentlich oder über einen kurzen Zeitraum stattfand.
❌ 15 Monate sind notwendig, wenn:
- Du über Monate oder Jahre hinweg regelmäßig konsumiert hast.
Warum?
Wer über einen langen Zeitraum konsumiert hat, hat eine stärkere Bindung zur Droge entwickelt. Eine längere Abstinenzzeit zeigt, dass sich das Verhalten wirklich gefestigt hat.
3️⃣ Kein hochriskantes Konsummuster (Crack-Rauchen, intravenös, starke Dosierung)
📖 BK 3.0 – Kapitel D 2.3 N (Kriterium 3 & 5)
„Der Klient konsumierte als hoch suchtpotent bekannte Drogen (Heroin, Crack, Crystal Meth).“
„Der Klient konsumierte Drogen in einer Zubereitungs- oder Applikationsform, die auf Wirkungssteigerung ausgerichtet ist und damit eine Toleranzsteigerung erkennen lässt (z. B. intravenösen Konsum von Heroin oder Kokain).“
✅ 12 Monate reichen aus, wenn:
- Kokain wurde nur nasal oder oral konsumiert.
❌ 15 Monate sind notwendig, wenn:
- Du Crack geraucht oder Kokain intravenös konsumiert hast.
Warum?
Diese Konsumformen haben eine höhere Suchtpotenz und machen es schwieriger, sich langfristig von der Droge zu distanzieren.
4️⃣ Keine starken psychischen oder sozialen Probleme durch Kokain
📖 BK 3.0 – Kapitel D 2.1 N (Kriterium 5 & 6)
„Obwohl durch die Auswirkungen der konsumierten Drogen(n) ständig oder wiederholt soziale oder zwischenmenschliche Probleme aufgetreten oder verstärkt worden sind, hat der Klient weiterhin diese Droge(n) konsumiert.“
„Der Klient hat Vorsätze bezüglich Beginn, Beendigung und Menge seines Drogenkonsums gefasst, diese aber nicht einhalten können.“
✅ 12 Monate reichen aus, wenn:
- Du trotz Konsum dein Leben stabil geführt hast.
❌ 15 Monate sind notwendig, wenn:
- Dein Konsum zu Jobverlust, finanziellen Problemen oder Beziehungsproblemen geführt hat.
Warum?
Wer durch Kokain ernsthafte Probleme im sozialen oder beruflichen Umfeld hatte, braucht eine längere Abstinenzzeit, um eine nachhaltige Verhaltensänderung zu belegen.
5️⃣ Kein regelmäßiger Mischkonsum mit Alkohol oder anderen Drogen
📖 BK 3.0 – Kapitel D 2.3 N (Kriterium 9 & 10)
„Der Klient davon, dass er Drogen zur Wirkungsveränderung gemeinsam mit Alkohol konsumiert hat.“
„Der Klient berichtet von einem problematischen Alkoholkonsum, der zusätzlich zum Drogenkonsum bestand, von ihm abgelöst wurde oder ihn ersetzen sollte.“
✅ 12 Monate reichen aus, wenn:
- Du Kokain nicht regelmäßig mit Alkohol oder anderen Drogen kombiniert hast.
❌ 15 Monate sind notwendig (+6 Monate Alkoholabstinenz), wenn:
- Alkohol zur Wirkungsverstärkung des Kokains genutzt wurde.
Warum?
Mischkonsum erhöht die Rückfallwahrscheinlichkeit und zeigt, dass die Fähigkeit zur Konsumkontrolle eingeschränkt war.
6️⃣ Keine Verkehrsteilnahme mit aktivem Kokain-Wert
📖 BK 3.0 – Kapitel D 2.3 N (Kriterium 8)
„Der Klient hat am Straßenverkehr teilgenommen, obwohl er für sich selbst erkennbar unter beeinträchtigendem Rauschmitteleinfluss stand.“
✅ 12 Monate reichen aus, wenn:
- Bei einer Kontrolle nur Benzoylecgonin (BEG) im Blut war, aber kein aktives Kokain.
❌ 15 Monate sind notwendig, wenn:
- Aktives Kokain (Cocain, Norcocain) im Blut nachgewiesen wurde.
Warum?
Eine Verkehrsteilnahme unter Kokain zeigt eine akute Beeinträchtigung der Verhaltenskontrolle, was eine längere Abstinenzzeit erforderlich macht.
7️⃣ Glaubhafte und nachvollziehbare Abstinenzentscheidung
📖 BK 3.0 – Kapitel D 2.5 K (Kriterium 7 & 8)
„Der Klient nennt nachvollziehbare, tragfähige Motive für die Abstinenzentscheidung.“
„Der Klient ist zur Fortsetzung der Abstinenz auch durch das Akzeptieren der Bedingungen seiner Missbrauchsproblematik und durch das Erkennen der schädlichen Auswirkungen des früheren Konsums motiviert.“
✅ 12 Monate reichen aus, wenn:
- Deine Abstinenzentscheidung nachvollziehbar und intrinsisch ist.
❌ 15 Monate sind notwendig, wenn:
- Du den Konsum verharmlost oder nicht tiefgehend reflektiert hast.
Fazit: Wann reichen 12 Monate Abstinenz?
📖 BK 3.0 – Kapitel D 2.4 N (Kriterium 4)
„Der Klient lebt in der Regel bereits seit einem Jahr nach Abschluss der durchgeführten Maßnahme drogenabstinent.“
Wenn die oben genannten Kriterien erfüllt sind, reichen 12 Monate Abstinenz für eine positive MPU. Falls nicht, kann eine 15-monatige Abstinenzzeit erforderlich sein.
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